Sprachliche Stolpersteine im Deutschen

Hier geht es um sprachliche Gefahrenstellen, die auch viele "Deutsch-Expert/inn/en" nicht kennen bzw. die sie für weniger "gefährlich" halten, als sie es sind. Es geht um sprachliche Stolpersteine, die häufig zu gravierenden Kommunikationsstörungen führen, und um Ausdrücke, die so peinlich, verletzend, kindlich, merkwürdig oder lustig klingen, dass man "face-to-face" in aller Regel nicht korrigiert wird. Um weithin bekannte typische Fehler geht es an dieser Stelle eher nicht.

Welche Beispiele gibt es noch? martin.herold(at)deutausges.de

Norwegisch-Deutsch

Kunde im Geschäft zur Verkäuferin:
Verfasst von:
Sind Sie ledig?
Gemeint ist: "Haben Sie gerade Zeit?" bzw. "Darf ich Sie etwas fragen?". Hier handelt es sich um eine Übertragung aus den Norwegischen und mit "ledig" soll "frei" gemeint sein. "Sind Sie frei?" passt in dieser Situation auch nicht richtig, würde aber verstanden werden. "Sind Sie ledig?", fragt danach, ob man unverheiratet ist, was sehr komisch klingt. Wenn man wirklich wissen will, ob jemand (k)eine feste Beziehung hat, könnte man wie folgt fragen: "Sind Sie Single?"
im Gespräch unter Kollegen:
Verfasst von:
Ich werde nächste Woche Arbeitszeit abspazieren.
Gemeint ist, dass der/die Sprecherin in der folgenden Woche Überstunden abbauen wird. "Abspazieren", direkt aus dem Norwegischen übertragen, klingt hier sehr merkwürdig und es besteht die reelle Gefahr, dass ein/e deutsche/r Muttersprachler/in nicht versteht, was gemeint ist.
Lehrer(in) zu Schülern:
Verfasst von: Jochen Pöhlandt
Morgen sollen wir eine Probe haben.
Gemeint ist: "Morgen schreiben wir eine Arbeit / Klausur". Das ist ein doppelter Stolperstein. Einmal drückt das norwegische "skal" hier eine Absicht aus, während die deutsche Entsprechung "soll (en)" eine Verpflichtung bezeichnet. Der Satz verleitet zu der Gegenfrage "Wer sagt, dass wir das sollen?" Zum andern ist "prøve", ein Wort, das in der Schule "Klassenarbeit" oder - in der Oberstufe - "Klausur" meint, "direkt" mit "Probe" übersetzt worden. Beides zusammen bewirkt, dass ein Deutscher, der kein Norwegisch spricht, das tatsächlich Gemeinte nicht verstehen wird. Das Beispiel ist erfahrener Realität entnommen.
im Brief eines norwegischen Freundes an einen Deutschen:
Verfasst von: Jochen Pöhlandt
Die jungen Leute haben eine große Müllabfuhr des Hauptgebäudes vorgenommen.
Gemeint ist: eine Renovierung. Das Stolpern ist der Tatsache geschuldet, dass "renovasjon" das norwegische Wort für Müllabfuhr ist.
Lehrer(in) über die Schule:
Verfasst von: Jochen Pöhlandt
Der Wachtmeister ist krank, wir haben drei Wochen einen Vikar gehabt.
Hier haben wir gleich einen dreifachen Stolperstein vor uns. Zum einen ist der norwegische vaktmester in Deutschland ein Hausmeister und hat mit dem früheren Polizeidienstgrad Wachtmeister nichts zu tun. Zweitens ist ein Vikar in Deutschland ein Theologe, der das erste, aber noch nicht das zweite Examen abgelegt hat, vergleichbar dem Referendar im Schul- oder Justizdienst. Das norwegische Wort vikar bezeichnet dagegen ganz allgemein einen Stellvertreter und wird in allen möglichen Berufsfeldern verwendet. (Es soll schon Deutsche gegeben haben, die sich bei ihrem ersten Norwegenaufenthalt über die große Zahl junger Theologen im Lande gewundert haben). Den dritten Stolperstein markiert die Perfektform haben … gehabt. Der Satz "Vi har hatt en vikar i tre uker" bezeichnet aber einen Zustand, der noch andauert; das Perfekt ist daher im Deutschen mit dem Präsens wiederzugeben. Ein Satz, der das Gemeinte richtig transportiert, müsste also so lauten: “Der Hausmeister ist krank, wir haben (schon) seit drei Wochen einen Vertreter.”

Deutsch-Norwegisch

Hier geht es um Fehler, die Deutsche häufig in Fremdsprachen machen.

Kennen Sie solche Fehler? Beispiele gerne an martin.herold(at)deutausges.de.